Wir freuen uns, euch ab heute durch das Babsy ABC zu führen und euch mit spannenden Blogbeiträgen mehr Einblicke in unsere Welt zu geben.
Stück für Stück nehmen wir euch mit und lassen keine Fragen und Details offen. Solltet ihr doch einmal etwas wissen wollen, zögert nicht, uns jederzeit zu kontaktieren. Und jetzt viel Spass!
A wie „Alles auf Anfang“
Babsy entstand während dem Master-Studium in Innovationsmanagement von mir, Andrea, an der FFHS (Fernfachhochschule Schweiz). Als ich aus Tallinn (Estland) zurückkehrte und meinem damaligen Vorgesetzten davon erzählte, was wir erarbeitet hatten (eine Art „Uber“ für Babysitter) war er gleich begeistert und motivierte mich, bei einem Innovations-Wettbewerb innerhalb der Firma, in der ich tätig war, mitzumachen. Helvetia hatte die Innovation-Challenge „Kickbox-Projekt“ gerade lanciert, wo Ideen der Mitarbeitenden eingebracht werden konnten ins Unternehmen, um diese zu fördern.
Noch völlig unklar, wie diese dann letztendlich ausgestaltet werden würde, startete ich mit einer neu rekrutierten Kollegin (Sophia) in eine 4-monatige Challenge. Wir starteten mit Interviews und meldeten uns bei diversen Plattformen selbst als Fake-Eltern an, um Erfahrungs- und Vergleichswerte zu sammeln. Wir merkten schnell, wie wichtig und zugleich rar kompetente Leute vorhanden sind. Es war schockierend für uns zu erleben, dass keine der Plattformen je fragte, wer wir wirklich sind. Diese Erlebnisse waren u.a. die grössten Motivatoren, die Welt des Babysittens mit unserer Idee zu ändern und zu revolutionieren. Uns gefiel auch nicht, dass alle Plattformen nach dem „Freemium-Premium“-Modell aufgebaut waren. Das heisst nichts anderes, als dass man sich zuerst anmeldet und zahlen muss, um dann effektiv Nachrichten von Bewerber:innen lesen zu können. Das Geldverdienen stand also vor der Dienstleistung und Hilfe für Eltern im Vordergrund. Teilweise gab es sogar veraltete Profile und unseriöse Bilder etc.
Wir fanden das gar nicht gut. 10 unserer Babysitter (die heute noch dabei sind) fanden das auch nicht gut fanden, als wir sie damit konfrontierten. Sie waren ebenso schockiert, dass wir nicht die Eltern der anderen Plattform waren, von denen sie ausgingen und bestätigten uns, dass auch ihnen Sicherheit wichtig sei.
Gemeinsam mit diesen Hinweisen, und denen von Eltern, die genauso wollten, dass die Sitter einen Prüfungsprozess hinter sich haben sollten, arbeiteten wir an der Idee: Wie können wir dies ändern?
Wir führten Interviews, sammelten Ideen, Wünsche und Bedürfnisse. Herauskam, dass die Punkte Sicherheit und Flexibilität die wichtigsten Punkte für beide waren, Eltern wie auch Sitter:innen. Primär ging es am Anfang darum eine Lösung, welche für beide Parteien gut war, zu finden. Hierbei kam schnell unsere heutige App als Lösung bzw. eine Plattform als mögliche und auch einfache Handhabung heraus.
Mit einfachsten Mitteln versuchten wir die App darzustellen und starteten mit den ersten Vermittlungen via einer Social-Media-Gruppe für die Sitter:innen und „spielten“ sozusagen die App vor, indem wir die Vermittlungen machten. Das bedeutete, die Anfragen in der Gruppe zu teilen, den Eltern alle Kandidat:innen mitzuteilen, damit diese die Sitter:innen (und zwar immer möglichst alle) kennenlernen konnten. Warum alle kennenlernen?
Ganz einfach, so kann man sich eine Art „Portfolio“ an Mary Poppins‘, also Sitter:innen anlegen, die um einen herum sind und damit möglichst eine hohe Abdeckung der Betreuungsanfragen erreichen.
Je mehr Personen man kennt, je mehr Mary Poppins‘ man in seinem Netzwerk hat, desto höher sind die Chancen, um für jede Gelegenheit die richtige Person zu treffen. Und auch die Sitter:innen haben so viele und tolle Job-Möglichkeiten und wissen, auch wenn sie einmal nicht könnten, so ist rasch für Ersatz gesorgt. Und sollte doch einmal eine der, sagen wir mal 5 Favorit:innen nicht können, so haben auch die neuen Sitter:innen die Gelegenheit, ein Teil des Lebens der suchenden Familie zu werden.
So einfach – so gut – ja – aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Denn unsere Überlegung war es, dass das Projekt auch sozial sein sollte und sich bei der Finanzierung vor allem darauf fokussiert, dass auch eine alleinerziehende Mutter mit z.B. 2 Kindern, sich Babsy „leisten“ kann.
In den vielen Interviews kamen wir so auf eine Buchungsspende von CHF 2.50, die von allen Befragten als fair wahrgenommen wurde. Was nichts kostet, wird oft mit geringem Wert gleichgesetzt und oftmals weniger verbindlich wahrgenommen oder wertgeschätzt. Eine zusätzliche finanzielle Belastung darf es auch nicht sein, denn die finanziellen Herausforderungen von Eltern in der Schweiz sind mittlerweile heute sehr, sehr hoch.
So tauchten wir also ein in Dinge wie Preisgestaltung, Informationssuche für Versicherungen, Rechte und Pflichten etc. Es war eine grosse und intensive Reise. Als der sogenannte Pitch (der Vortrag der Idee) Ende November 2018 dann kam, waren wir zuversichtlich, das grosse Investment zu erhalten. Leider entschied sich die Jury anders und das Projekt wurde nicht weiterverfolgt.
Wir waren natürlich traurig darüber und mussten entscheiden, was wir nun mit den damals 40 Buchungen, 20 Sittern und 10 Eltern, die mitgemacht hatten, machen sollten. Sie hatten uns viel Vertrauen entgegengebracht und sich bereits auf uns verlassen können.
Also sollten wir einfach aufhören? Nein! Aufgeben war und ist bis heute für uns keine Option.
Wir entschieden uns, ohne finanzielle Mittel, uns als gemeinnützigen Verein zu organisieren und weiterzumachen. Auf ehrenamtlicher Basis und mit viel Herzblut.
Diesen Herzensweg gehen wir nun schon seit September 2018! Von damals anfänglich 20 Eltern, 10 Sittern und 50 Buchungen sind wir „gewachsen“ und kommen heute auf über 500 Eltern, über 130 Sitter:innen und im Jahr 2022 konnten wir in über 1750 Fällen helfend zur Seite stehen.
All unser Engagement üben wir ehrenamtlich aus, neben unseren Hauptberufen. Jeder von uns (inzwischen sind wir über 12 Personen) bringt sich zwischen 5-20% ehrenamtlich im Verein ein, mal mehr, mal weniger – aber mit so viel Hingabe, wie nur möglich. Wir haben es so geschafft, einen Service auf die Beine zu stellen, der es bereits registrierten Eltern ermöglicht, praktisch jederzeit eine Betreuung zu finden und geben den Kinderbetreuer:innen die Möglichkeit, sich auf jede Ausschreibung unkompliziert zu melden.
Das App hat viel Geld gekostet und wir sind froh und immens dankbar, dass die Finanzierung durch den Swisslos Fonds Baselland uns hier den Startschuss geben konnte, der wichtig war, um langsam, sicher und stabil in die Zukunft gehen zu können.
Wir sind keine Perfektionist:innen und der Weg ist noch lang nicht fertig gegangen, doch wir bleiben jeden Tag dran.
Die App ist noch einfach aufgebaut, bietet viel Verbesserungspotenzial und wir nehmen tagtäglich die Feedbacks und Inputs unserer Nutzer zur Kenntnis, um für die nächste Gelegenheit, einer möglichen Weiterentwicklung, vorbereitet zu sein. Für diese Weiterentwicklung wird wieder einiges an Kapital benötigt, denn die laufenden Spenden decken im Moment gerade einmal, die mit dem Verein verbundenen, Fixkosten wie Versicherungen etc. Somit können wir uns jeweils nur dann exponieren, wenn für diverse Projekte vereinzelt wieder Gelder zugesprochen werden. Diese Gelder setzen wir vollumfänglich und ausschliesslich zum Wohlwollen des Vereins, und damit verbunden, mit dem Wachstum des Vereins und der App ein. Wir haben das Babysitting nicht gänzlich neu erfunden und trotzdem haben wir auf dem Markt eine einzigartige Möglichkeit geschaffen, sich in einem einzigartigen, sicheren Netzwerk der Schweiz zu begegnen und damit eine innovative, nachhaltige und gemeinnützige Plattform verwirklicht, die die Welt der Kinderbetreuung ein grosses Stück einfacher, sicherer und fairer machen soll – für die Kinder, die Eltern und die Sitter:innen. Denn nur, wenn jede beteiligte Person sich sicher und fair behandelt fühlt, tragen wir mit unserem Beitrag dazu bei, diese Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
Albert Einstein sagte einmal: „Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.“ Wir sind froh und stolz, dass wir mit Babsy einen Fortschritt leisten, der glückliche Kinde und glückliche Eltern im Blick hat und dabei noch für faire und gesunde Arbeitsbedingungen sorgt.
Das war es mit dem A für „Alles auf Anfang“. Wir hoffen, es hat euch gefallen und ihr konntet einen guten Einblick bekommen. Wir freuen uns jetzt schon auf den nächsten Blog-Newsletter, wo wir weitere spannende Details mit euch teilen. Wir lesen uns. Andrea von Babsy.